Interview
ColorEdge Referenz: Martin Hülle
„Another Time, Another Place“
Der Fotograf Martin Hülle ist bekannt für Fotoexpeditionen in die nördlichen Regionen der Erde. Dabei ist er meist zu Fuß oder auf Skiern unterwegs. Mit „Another Time, Another Place“ hat der Wuppertaler nun sein zweites Fotobuch herausgebracht. Dabei war sein ColorEdge CS2740 sein zentrales Werkzeug.
EIZO: Vier Jahre nach deinem ersten Buch „Mein Norden“ hast du dein zweites Buch „Another Time, Another Place“ veröffentlicht. Auch darin lässt dich der Norden nicht los, oder?
Martin Hülle: Das stimmt wohl. Wobei meine Faszination weniger allein in der geografischen Lage als der Art der Landschaft liegt. Im neuen Buch sind daher noch einige weitere Regionen wie Neufundland oder Patagonien hinzugekommen. Aber meine besondere Liebe für die kargen, kalten Landschaften Nordeuropas ist nicht zu leugnen. Norwegen und Schweden nehmen erneut einen großen Stellenwert im Buch ein, aber auch Schottland, die Faröer-Inseln und Island sind vertreten.
EIZO: Wie schon dein erstes Buch ist „Another Time, Another Place“ kein klassischer Bildband, oder?
MH: Das stimmt. Mein Buch ist eine Sammlung von Orten, Bildern und Erlebnissen. Es war nicht mein Ziel, einen seelenlosen Bildband mit formatfüllenden Bildern herauszubringen, die nur darauf aus sind, Landschaften im besten Licht darzustellen. Vielmehr wollte ich meine Leser mit auf die Reisen nehmen, an meinen Erlebnissen teilhaben lassen und den Charakter der bereisten Regionen zeigen. Unterwegs mache ich mich auf die Suche nach Stimmungen. Denen in der Landschaft und denen in mir. Denn beides ist untrennbar miteinander verknüpft.
EIZO: Ist das auch der Grund, warum deine Bilder keine Bildunterschriften haben?
MH: Ja genau. Die einzelnen Kapitel sollen im Zusammenspiel von Bild, Layout und Text funktionieren und so zu einem Gesamten werden. Dabei gibt es kein immer wiederkehrendes festes Schema. Die Bildformate sind genauso vielfältig wie die Textlängen, um die Spannung im Buch immer hochzuhalten. Aber natürlich gibt es im Anhang des Buches eine Auflistung mit Angaben, wo die einzelnen Bilder entstanden sind.
EIZO: Auch für dein zweites Buch hast du dir keinen Verlag gesucht, sondern das Buch selbst verlegt. Wie kam es dazu?
MH: Erneut habe ich erst gar nicht versucht, einen Verlag zu finden. Ich wollte nicht, dass mir jemand in mein Buch hereinredet und zum Beispiel Einfluss auf das Konzept nimmt. Außerdem ist es ja häufig auch nicht so, dass die Verlage einem das finanzielle Risiko der Veröffentlichung komplett abnehmen. Deshalb war mir die verlegerische Unabhängigkeit wichtiger als die Unterstützung beim Marketing durch einen Verlag. Anders bei Gestaltung und Bildauswahl. Hier war die Zusammenarbeit mit einem Kurator unerlässlich.
EIZO: Wozu ein Kurator?
MH: Schon bei meinem ersten Fotobuch hat mich Sebastian H. Schroeder als Kurator unterstützt. Diese Aufgabe halte ich für sehr wichtig. Man selbst hat einen sehr subjektiven Blick auf sein eigenes Bildmaterial. Der fachkundige und unabhängige Blick von außen ist da eine große und unschätzbare Hilfe. Gerne neigt man selber dazu, Bilder zeigen zu wollen, deren Erstellung vielleicht mit großem Aufwand oder mit bestimmten Erinnerungen verbunden waren, man das dem Bild aber nicht ansieht, es die Geschichte nicht voranbringt oder nicht in den Gesamtkontext des Kapitels und Buches passt. Sebastian war eine essentielle Hilfe, die richtigen Bilder auszuwählen und sie zusammen mit den Erlebnissen, die ich erzählen wollte, in die optimale Reihenfolge und das stimmigste Layout zu bringen.
EIZO: Ohne einen Verlag musstest du dich auch um die technische Umsetzung des Buches kümmern. Wie hast du das gemacht?
MH: Kernstück bei meiner Buchproduktion war mein ColorEdge CS2740 Monitor von EIZO zusammen mit einem neuen Mac mini. Mit dem CS2740 konnte ich mir sicher sein, dass das, was ich am Monitor sehe, auch wirklich exakt der Bilddatei entspricht. Und durch die 4K-Auflösung kam die Monitordarstellung dem Endergebnis auch in Punkto Schärfe wirklich sehr nah. Der Unterschied zu einem All-in-One iMac, den ich noch zur Produktion meines ersten Buches genutzt habe, ist wirklich riesig: angefangen bei der entspiegelten Oberfläche über die Schattenzeichnung bis hin zur verlustfreien Kalibrierbarkeit. Die Gewissheit, dass das Monitorbild wirklich dem Bild entspricht, gibt eine große Sicherheit im Produktionsprozess. Das kann man gar nicht überschätzen.
EIZO: Nach der allgemeinen Bildbearbeitung folgt ja die Druckvorstufe. Wie ist es dir da ergangen?
MH: Nach intensiver Recherche habe ich mein zweites Buch in einem speziellen LED-UV-Offsetverfahren auf 170g/m² Magno Volume Papier drucken lassen. Dadurch konnte auf einen zusätzlichen Dispersionslack verzichtet werden. Dieser schützt im herkömmlichen Offsetdruck zwar vor Farbablagerungen, verringert aber auch die eigentlich gewünschte Papierstruktur und lässt die Tiefen „absaufen“. Durch die CMYK-Profile meiner Druckerei konnte ich meine Bilder im Hinblick auf die Besonderheiten des von mir gewählten Papiers perfekt optimieren. Die Bilder aus den kargen Landschaften sind selten farbenfroh. Umso wichtiger sind aber die Kontraste und eine neutrale Farbdarstellung eher monochromer Bilder. Auch das entsprechend auf Papier zu bringen, ist eine Herausforderung, wobei mein ColorEdge CS2740 meine visuelle Referenz war.
EIZO: Und dann kommt der Druck. Wie ist es, wenn das Buch, an dem man so viele Jahre gearbeitet hat, wirklich gedruckt wird?
MH: Der Druck ist wirklich ein toller Moment. Aber natürlich ist er auch der alles Entscheidende. Ich hatte bei der Produktion meines ersten Buches einige Probleme mit dem Druck. Das wollte ich dieses Mal natürlich um jeden Preis vermeiden. Deshalb wurden zahlreiche Proofdrucke erstellt und Korrekturen vorgenommen. Bei aller Digitalität ist der Druck dann doch ein sehr analoger Prozess. Der Moment des Andrucks ist wirklich sehr aufregend. Es ist wichtig, von neuralgischen Bildern richtig gute Fine-Art-Drucke zum Andruck mitzunehmen, damit man eine visuelle Referenz hat, auf die der Druck dann angepasst wird.
EIZO: Wie geht es für dich weiter?
MH: Mein Buch endet mit den Worten „Ich blicke zurück auf Jahre des Glücks. Immer wieder losziehen, die Kraft der Natur zu spüren, zu scheitern und zu wachsen, ist ein Spiegel meiner Seele.“ Ich hoffe, dass ich das, was ich tue, was ich bin und was ich liebe, noch möglichst lange weitermachen kann. Und ich würde mich freuen, wenn bald wieder Workshopreisen planbar und durchführbar sind, um meine Liebe zur Natur und zur Fotografie mit anderen Menschen teilen zu können.
Über Martin Hülle
„Die Fotografie und das Schreiben sind für mich eine Lebensart – eine Möglichkeit, Gefühle einzufangen, auszudrücken und mit anderen zu teilen.“ So beschreibt der Wuppertaler Fotograf sein Werk. Hülle ist spezialisiert auf Natur-, Landschafts- und Reisefotografie und hatte schon zahlreiche Veröffentlichungen. „Another Time, Another Place“ ist nach „Mein Norden“ sein zweites Buchprojekt.
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